Auf dem Weg zum Niedrigstenergiegebäude
erhöht die aktuelle Energieeinsparverordnung
(EnEV 2014) ab 2016 den energetischen Standard für
Neubauten. Lesen Sie die Antworten von Michael
Keller auf unsere Fragen.

Ab 2016 erhöht die EnEV den Energie-Standard für
Neubauten: der Höchstwert des erlaubten
Jahres-Primärenergiebedarfs sinkt um 25 Prozent und
der geforderte Wärmeschutz der thermischen
Gebäudehülle steigt um 20 Prozent. Wie sehen Sie
diese Regelung?
Keller: Die
Verschärfung der Hauptanforderungen über einen
Faktor tritt an die Stelle der Verschärfung
beliebiger Einzelwerte. Der Gesetzgeber hätte
auch das Referenzgebäude mit
Dreischeibenverglasung oder Lüftungsanlage
ausstatten können, heutzutage Stand der Technik.
Über den Faktor wird dieser Diskussion um
Einzelbauteile ausgewichen. Allerdings sollte
auch die KfW ihre Förderstufen anpassen – ein
erhöhtes Effizienzhaus-40 bereitet
Bauchschmerzen.

Die EU fordert künftig
das Niedrigstenergiegebäude für Neubauten. In der Praxis
werden jedoch bereits heute Null-Energie- und
Plus-Energiehäuser gebaut. Was meinen Sie, wohin geht
der Trend zum Energiesparen in Gebäuden?
Keller:
Plus-Energiehäuser zu bauen ist doch gar kein
Problem – solange es neue Ein- und
Zweifamilienhäuser sind mit ausreichend
Dachfläche und einer Wärmepumpe im Keller. Die
notwendige PV-Anlage kostet dann unter 10.000
Euro und trägt sich selbst. Spannend wird es
doch erst bei größeren Mehrfamilienhäusern,
Nichtwohngebäuden und Bestandsbauten. Hier ist
selbst die Null oft unerreichbar. Ein
Energiestandard sollte mitwachsen und die
individuellen Randbedingungen beachten. Wie wäre
es also mit einer Referenz-Photovoltaik-Anlage
für das (erhöhte) EnEV-Referenzgebäude, um
den Niedrigstenergiehaus-Standard abzubilden?

Die Leser von
EnEV-online sind Architekten, Planer Energieberater und
Handwerker sowie ihre Auftraggeber – Bauherren,
Bauträger, Eigentümer und Verwalter von Gebäude. Was
bieten Sie diesen Zielgruppen im Hinblick auf den
erhöhten EnEV-Standard für Neubauten ab 2016 an?
Keller: Als ina
Planungsgesellschaft bieten wir in Kooperation
mit der TU Darmstadt seit vielen Jahren
zertifizierte Fernlehrgänge an, um alle am
Bau Beteiligten sachkundig zu informieren über
die einzuhaltenden Verpflichtungen, den Stand
der Technik, gegenwärtige und zukünftige
Baukonzepte sowie die Gestaltungsmöglichkeiten
des energieeffizienten Bauens. Dabei widmen wir
uns den Wohn- und Nichtwohngebäuden vom Bestand
bis zum Neubau. Und das Für und Wider von
Plus-Energie wird neben den KfW-Effizienzhäusern
und Passivhäusern auch thematisiert.
Herr Keller,
vielen Dank für Ihre Antworten!
Die Fragen stellte Melita Tuschinski, Dipl.-Ing./UT, Freie Architektin,
Herausgeberin und Redaktion EnEV-online.de

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